(Strategieberater, 41 J.)

Warum hast Du ein Coaching gemacht? Wann hast Du angefangen, darüber nachzudenken?

Ich glaube, jeder durchlebt unterschiedliche Lebensphasen. Nachdem ich meinen ersten Job abgeschlossen hatte – unternehmensbedingt war der Job auf zwei Jahre angelegt – kam bei mir die Frage auf: „Möchte ich etwas Neues machen?“. So richtig machte mich meine Arbeit auch nicht glücklich, also habe ich mich auf den Weg gemacht zu gucken, welche Aufgabe mich zufriedener und mir mehr Freude bringen könnte. Dabei brauchte ich Hilfe. Jemanden, der mich unterstützt, genau diesen Weg aufzunehmen. Ich habe meine Antennen ausgefahren und bin immer mehr über Coaches gestolpert, die sich genau um dieses Thema kümmern. Menschen dabei zu begleiten, auf Spurensuche zu gehen, welche Talente und Fähigkeiten in ihnen stecken. Viele Menschen finden einen Job, den sie ihr Leben lang weiter verfolgen wollen und bleiben dem Job treu. Ich hatte immer wieder kleine Fragezeichen an diesem Thema. Ist es wirklich das, was mich froh macht?

Welche Hürden musstest Du nehmen, um Dich für ein Coaching zu entscheiden?

Die erste Hürde besteht darin zu erkennen, das ich mein Leben ändern möchte. Die zweite ist, ich brauche Hilfe und ich nehme die Hilfe auch von jemand anderem an. Und drittens: Dafür muss ich Zeit und Geld investieren (siehe Fördermöglichkeiten). Es geht schließlich um mich und meine Zukunft. Und wenn das Coaching für mich funktioniert, dann ist der Preis dafür billig.

Hattest Du Zweifel vor dem Coaching?

Für mich war das Coaching nur bedingt anstrengend. Über all das, worüber wir gesprochen haben, habe ich mir schon vorher Gedanken gemacht. Von daher hatte ich im Vorfeld eher die Befürchtung, man kann mir nichts raten. Ich glaube, wenn man sich coachen lassen möchte, dann möchte man jetzt gleich Hilfe und dann will ich nicht Termine vereinbaren, die erst in ein paar Wochen sind. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, manchmal lohnt es sich auch zu warten und sich dann einfach draufeinzulassen.

Welche Konsequenzen hast du aus dem Coaching gezogen?

Ich bekam viele Tipps zu Schulungen und Fortbildungen. Was ich jetzt mache ist, mein aktuelles Arbeitsgebiet so umzugestalten, dass es mir mehr liegt. Nicht in jedem Job ist das möglich, aber ich habe Glück. Mein Job ist so formbar, dass genau diese Rolle, die ich jetzt belege, noch nicht besetzt war, aber im Unternehmen gebraucht wird. Deswegen kann ich in diese Richtung gehen und verfolge eigentlich das Ziel, ohne mir darüber bewusst zu sein. Wenn ein Coach feststellt, das mir ein Thema oder eine Aufgabe unheimlich liegt, dann ist der Coach sicher nicht der einzige Mensch, der das bemerkt. Es fällt auch meinem Umfeld auf und es fällt wahrscheinlich auch auf, wie ich meine Aufgaben wahrnehme. So entwickelt sich bei mir ganz harmonisch eine Umjustierung im Job in eine neue Richtung, aber ohne einen großen Umsturz.

Was kann Coaching, was kann es nicht?

Meiner Meinung nach bezweckt ein Coaching, dass man sich reibt – an einer Entscheidung oder empfohlenen Berufsrichtung. Coaching bedeutet nicht, dass man eine eins- zu-eins Umsetzung macht, sondern das Coaching soll einen Impuls geben, sich auf den Weg zu machen, sich zu prüfen. Nach meinem Coaching hatte ich eine sehr konkrete Berufsempfehlung in den Händen. Ob der Weg aber ein bisschen links oder rechts davon eingeschlagen wird, ist nicht entscheidend. Die Richtung muss stimmen. Ein gutes Coaching ermutigt dazu, einen ersten Schritt zu machen. Ob der Schritt genauso aussieht, wie er auf dem Papier steht oder anders – das muss jeder für sich selbst herausfinden. Am Ende sage ich mir, ich bin auf dem Weg. Ob das jetzt der optimale Weg für mich ist, das weiß ich nicht.

Welchen Tipp würdest anderen geben, die ein Coaching machen wollen, aber noch zögern?

Es gibt viele, die hilfebedürftig sind, aber keine Hilfe annehmen. Man muss an den Punkt kommen, wo man sich coachen lassen will. Weil man sonst nicht offen ist. Ich habe Coaching auch über Bücher versucht. Für mich hat das nicht funktioniert, weil ein Buch nicht versteht, wer ich bin. Da muss ich ein Konzept annehmen und Tests machen und muss selbst damit arbeiten, ich brauche aber Ratgeber von außen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich als Selbstberater an meine Grenzen komme. Ich kann in dem Kontext nicht über mich reflektieren. Es gibt so viele Zwänge, in denen man sich bewegt, was man bis jetzt gemacht hat und ob das alles nützlich war. Man will sich ja auch eine Bedeutung geben, um nicht zu sagen, die letzten Jahre waren ja vollkommen unnütz, ich hätte ja schon längst anfangen sollen. Ich glaube aus diesen Gedanken kommt man nicht so schnell heraus. Man ist nicht frei genug, um in andere Wege denken zu können. Man will Geld verdienen, anderen gefallen. Man kann sich nicht gleich alles vorstellen, oder man hat eine Vorstellung und die sollen andere dann nur bestätigen. So funktioniert das aber nicht.

Hast Du auch schlechte Erfahrungen mit einem Coaching gemacht?

Ich erinnere mich an mein erstes Coaching. Es wurden psychologische Tests gemacht, die mir helfen sollten, meine Schwerpunkte zu finden. Anschließend gab es ein Ergebnis, mit dem ich so nichts richtig anfangen konnte. Ich sollte mich mit meiner zu der Zeit ausgeübten Tätigkeit anfreunden und zufriedener sein. Dabei wurde ich aber das Gefühl nicht los, nur so weitermachen wie bisher, ist nicht das, was ich bestellt habe, nicht das, was ich hören wollte, sondern ich wollte mehr aus mir machen und einen neuen Weg einschlagen.

Was macht einen guten Coach aus?

Bei meinem zweiten Coaching-Anlauf haben wir ein vollkommen freies Gespräch geführt. Es ist ein Riesenunterschied, ob gefühlt nur Tests gemacht werden oder ob mir jemand gegenübersitzt, der intensiv zuhört. Das hat eine vollkommen andere Dynamik. Ich hatte eine sehr hohe Erwartungshaltung an meinen Coach – man will ja eigentlich, dass die Leute die Welt retten, oder sie einen selbst retten – es ist eine so hohe Erwartungshaltung, der die Berater dann gerecht werden müssen. Bei diesem Coaching hatte ich einfach das Gefühl, die halten diesen Druck aus, die kriegen das hin.

Das Interview führte Britta Peperkorn

www.brittapeperkorn.de

Das innere Team

Die eine sagt HÜ – die andere HOT. Der eine euphorisch „Los, das wird toll““ – der andere „Was, wenn es schief geht?!“

Was klingt wie eine Diskussion zwischen zwei Personen, ist in Wirklichkeit eine Unterhaltung, die mehrmals täglich in unseren eigenen Köpfen stattfindet. Das hat nichts mit Schizophrenie zu tun. Es handelt sich lediglich um die ganz normale Vielfalt unserer unterschiedlichen, inneren Persönlichkeitsaspekte.

Der aktuelle Trickfilm „Alles steht Kopf“ bringt dies grandios auf den Punkt! Die fünf Grundemotionen Freude-Traurigkeit-Ekel-Angst-Wut bilden die „Schaltzentrale“ im Kopf der kleinen Riley. Wir als Zuschauer erleben, wie diese innere Kommando-Crew miteinander ringt, wenn Riley versucht,  tägliche Situationen – und vor allem Krisen – zu meistern.

Es gibt kaum eine unterhaltsamere Umsetzung des Modell des Inneren Teams nach Friedemann Schulz von Thun! Bestens visualisiert und auf unterhaltsame Weise wird hier veranschaulicht, was eigentlich los ist, wenn nichts mehr geht. Wenn wir uns beispielsweise nicht entscheiden könne und wie gelähmt sind. Im Inneren liegen dann mindestens zwei „Parteien“ unserer Kommando-Zentrale im Klinsch und können sich nicht auf ein gemeinsames Vorgehen einigen – ganz gerne sind dies übrigens die Anteile Freude und Angst. Der eine sagt HÜ, der andere HOT. Und schon kommt die ganze Maschinerie zum Stillstand. Ein klassisches Schachmatt! Wie beim Seilziehen: Zwei gleichstarke Gruppen treten gegeneinander an. Was passiert? Beide Seiten ziehen mit aller Kraft … und nichts passiert. Sie bleiben auf der Stelle. Am Schluss hat sich nichts bewegt, aber die Energiereserven sind erschöpft.

So geht es vielen Coaching-Kunden, wenn es um das Thema Entscheidungsfindung geht. Sie haben sich viele Gedanken gemacht, Pro- und Kontra-Listen erstellt –  noch und nöcher – liegen seit Wochen nachts grübelnd wach und gehen mit ihrer Unentschlossenheit manchmal ihrem Umfeld schon auf die Nerven. Was tun?

Rational kann man eine Entscheidung übrigens gar nicht fällen. Wie Untersuchungen zeigen, fällen wir Entscheidungen nämlich IMMER erst mit dem Bauch. Der Kopf versucht dann im zweiten Schritt, die gefühlte Entscheidung rational zu untermauern. Denn wer sagt schon gerne, gefragt nach dem Grund für eine Entscheidung, „Es war so ein Bauchgefühl“? Eben.

Wenn aber Kopf und Bauch nicht übereinstimmen, kommt es zur Patt-Situation.

Im erster Schritt ist es sinnvoll, erstmal herauszufinden, welche beiden Parteien sich gerade beharken. Der zweite Schritt: Die Parteien miteinander „ins Gespräch bringt“. Oft geschieht dann ein kleines Wunder: Die Parteien sind meist gar nicht mehr gegeneinander, sondern können sich auf ein gemeinsames Vorgehen einigen!  So geschieht es im Film zwischen Freude und Traurigkeit. Der Freude ist die Traurigkeit als ständige Bremse ein Dorn im Auge. Aber auch sie hat ihre Daseinsberechtigung und einen Nutzen. Es gilt, diesen zu sehen und anzuerkennen. Anstatt gegeneinander zu arbeiten, können die unterschiedlichen Persönlichkeitsaspekte dann gemeinsam ein Ziel ansteuern und zusammen den nächsten Schritt gehen. Grundvoraussetzung für jedes erfolgreiche Sportteam.

Wer also öfter mal zweifelt, unentschlossen ist oder sich schon länger mit einer Entscheidung schwer tut, könnte also auf Spurensuche gehen und schauen, wer da im Inneren gerade im Klinsch liegt. Und im nächsten Schritt klären, was welcher Aspekt braucht, um den nächsten Schritt zu gehen.

It takes two to tango.

 

 

 

 

Schild: Coaching

Geht es Ihnen auch so? Überall springt einem das Wort „Coaching“ entgegen. Vom Hunde-Coach bis hin zum Auto- und Hair-Coaching – alles schon gelesen. Kaum ein Bereich oder Berufsstand, der nicht mit dem Zusatz „Coaching“ aufgepeppt wird. Ok, ich gebe ja zu, dass ich als Business Coach – und damit direkt „Betroffene“ – natürlich besonders auf diesen Begriff sensibilisiert bin. Dennoch hat sich in den vergangenen Jahren bei mir der Eindruck verstärkt, dass der Begriff Coaching zunehmend inflationär gebraucht bzw. missbraucht und mit den kuriosesten Begriffen verbunden wird.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Dieser Beitrag hier soll keine wissenschaftliche Abhandlung über Coaching werden und auch keine allumfassende Begriffsdefinition. Dafür gibt es den Duden, Wikipedia und zahlreiche Fachliteratur. Es ist vielmehr ein Versuch, den Begriff für Coaching-Interessierte greifbar zu machen. Und auch darzustellen, wie Coaching sich von Beratung abgrenzt. Zwei Wörter, die allzu gerne in einen Pott geworfen werden. Sprich: Das Ganze hier ist absolut subjektiv und wahrscheinlich nicht trennscharf für alle Beratungs- und Coaching Bereiche.

Gemeinsam haben Coaching und Beratung sicherlich den Anlass: Eine betroffene Person befindet sich in einer Situation, die nicht ihren Vorstellungen entspricht. Verbesserung soll her! Dabei ist es jeweils egal, ob eine oder keine Idee vorhanden ist, warum und was gerade schief läuft. Der Kunde macht sich also – je nach Thema – auf die Suche nach Unterstützung im gewünschten Bereich (bei Bewerbung z.B. eine Bewerbungsberatung, bei Finanznöten eine Finanz- oder Schuldnerberatung, beim Thema Berufsorientierung ein Business Coaching oder eine Berufsberatung). Dann setzen sich Kunde und Coach oder Berater in einem (oder mehreren persönlichen) Gesprächstermin zusammen. Im medialen Zeitalter sind natürlich auch Kommunikationswege wie E-Mail, Telefon, Skype und ähnliches möglich. Das weitere Vorgehen unterscheidet sich bei Coaching und Beratung dann schwerpunktmäßig wie folgt:

  • COACHING
  • Bereichsbeispiele: Business Coaching, Life Coaching, Beziehungs-Coaching, Karrierecoaching, Führungscoaching
  • Anlass: Ein Coaching ist dann sinnvoll, wenn es darum geht, die eigenen Wünsche und Präferenzen herauszufinden, mögliche innere Blockaden zu beseitigen und den ganz eigenen Weg zu finden – denn auf diesem geht es sich am einfachsten.
  • Coach-Rolle: Ein Coach weiss, wie man jemanden dabei unterstützt seine eigene Lösung zu finden. Im Mittelpunkt steht der Kunde mit seiner individuellen Persönlichkeit und seinen Möglichkeiten.
  • Hauptarbeitsinstrument: FRAGEN stellen, Feedback (evtl. Tipp & Ideen) geben, Verhalten spiegeln u. weitere Coaching-Methoden wie z.B. Rollentraining
  • Ein Coaching ist „ergebnisoffen“, d.h. zu Beginn des Coachings wird geklärt, auf welche Frage der Kunde eine Antwort sucht und was er sich als Ziel des Coachings bzw. des Arbeitsprozesses vorstellt. Was das Ergebnis des Coachings ist, wissen anfangs weder Coach noch Kunde.
  • Ein Coach ist Experte für den Coaching-Prozess und die entsprechenden Methoden – nicht für den Inhalt. Die Kompetenz besteht darin, den Kunden in seinem Löungsprozess zu unterstützen.
  • Der Kunde entwickelt und findet seine Lösung und nutzt die eigenen Möglichkeiten
  • Ein Coaching kann nur erfolgreich sein, wenn der Kunden mitarbeitet.
  • COACHING-ZIEL: Selbstklärung des Kunden, d.h. der Kunde weiß nun, was er als nächstes tun oder lassen will.
  • BERATUNG
  • Bereichsbeispiele: Bewerbungsberatung, Marketingberatung, Karriereberatung, Finanz-/Versicherungsberatung, Rechtsberatung
  • Anlass: Eine Beratung ist dann sinnvoll, wenn es darum geht in einem bestimmten Bereich die üblichen Vorgehensweisen (Do´s & Dont´s) kennenzulernen, um dadurch ein optimales Ergebnis zu erreichen (z.B. Finanzberatung)
  • Berater-Rolle: Ein Berater weiß das, was der Kunde nicht weiß, aber gerne wissen möchte. Im Mittelpunkt steht das Thema.
  • Hauptarbeitsinstrument: Situations-Analysen, Strategieentwicklung, Ratschläge & Empfehlungen aussprechen
  • Eine Beratung ist „ergebnisgeschlossen“, d.h. Zu Beginn der Beratung ist schon klar, WAS GENAU
    das Ergebnis sein wird (bei einer Bewerbungsberatung z.B. zeitgemäße Bewerbungsunterlagen; bei einer Karriereberatung z.B. eine Strategie für die nächsten beruflichen Schritte)
  • Ein Berater ist Experte für den Beratungs-Inhalt also Fachexperte. Er sollte die Thematik des Kunden möglichst genau kennen, um ihn optimal beraten zu können
  • Der Berater entwickelt die Lösung für den Kunden und gibt Empfehlungen ab
  • Die Qualität einer Beratungsleistung ist unabhängig von der Mitarbeit des Beratungskunden.
  • BERATUNGS-ZIEL: Vorgehensstrategie & Empfehlung

Wie man sieht, sind die Unterschiede doch zahlreich und an sich recht konkret. Selbstverständlich kann es auch Mischformen geben, wie z.B. beim Thema Berufsorientierung. Hier können sich Coaching und Beratung ideal ergänzen. So ist es absolut wichtig, erstmal mit dem Kunden zu erarbeiten, was er oder sie eigentlich will, was Spaß macht und welche Themen und Tätigkeiten interessieren – also Coaching mäßig zu arbeiten und dem Kunden zu helfen, sich selbst über die relevanten Punkte klar zu werden. Der beratende Anteil kann dann dazukommen, wenn man beispielsweise anhand von einer erstellten Stärken-Schwächen-Analyse dem Kunden bestimmte Tätigkeitsbereiche vorschlägt und weitere Vorgehensschritte empfiehlt. Dann hat man sozusagen das Beste aus zwei Welten.

Und um die Kirche im Dorf zu lassen: Wie auch immer man das „Kind“ nun nennt und wofür Sie sich als Kunde entscheiden. Zwei wichtige Erfolgsfaktoren sind:

  1. Dass Sie sich mit Ihrem Gegenüber wohlfühlen (bei einem Coaching absolute Erfolgs-Voraussetzung!)
  2. Dass Sie sich überhaupt auf den Weg machen

… denn Erfolg hat drei Buchstaben: TUN!