Nach der EM ist vor der WM!

Kaum liegt die Fußball-EM hinter uns, laufen sich unsere Jungs schon wieder warm für die nächste WM. Eines bleibt dabei sicher gleich – der Führungsstil von Jogi Löw. Abgesehen von einem medialen Ausrutscher und seiner Raucherei scheint der Mann vieles richtig zu machen. Vor allem, wenn es darum geht aus einer neuen Truppe ein eingeschworenes und erfolgreiches Team zu formen. Warum sich nicht das eine oder andere abschauen? Ein Artikel im Abendblatt fasst die wichtigen Führungsskills ala Jogi Löw sehr treffend zusammen: Probleme benennen, auch mal Fehler zugeben, aber nicht problematisieren und vor allem der eigenen Mannschaft – auch nach aussen – den Rücken stärken. So geht führen auch. Viel Spaß beim Lesen!

Geschafft, endlich Führungskraft! Für viele ein wichtiger, wenn nicht DER wichtigste, Meilenstein auf dem Karriereweg nach oben.

Eine Führungskraft hat „von Natur aus“ eine besondere Position, nämlich mittendrin. Zum einen gilt es, die gesteckten Unternehmensziele der Geschäftsführung zu erreichen und zum anderen die Erwartungen der Mitarbeiter wahrzunehmen und den Gruppenerhalt des Teams zu gewährleisten. Nicht von ungefähr daher der Begriff „Sandwichposition“. Dazwischen kann es schon einmal unbequem werden.

Wer sich auf eine Führungsposition bewirbt oder einen Mitarbeiter dahin entwickelt, für den kann die Beachtung von vier zentralen Aspekten bezüglich Führung nützlich sein: WOLLEN – KÖNNEN – DÜRFEN – SOLLEN

Grafik Neu in Führung

WOLLEN :

Das Wollen betrifft die individuellen Ziele und Motive der Führungsperson.Will ich überhaupt führen? Und warum eigentlich? Zwei wichtige Frage, die jeder für sich beantworten sollte, bei dem das Thema Führung am Horizont auftaucht. Nicht jeder ist für eine Führungsposition geeignet oder fühlt sich darin wohl. Führen ist ein eigenständiges Arbeitsgebiet mit spezifischen Aufgaben. Allzu oft werden fachlich gute Mitarbeiter automatisch irgendwann Führungskraft „weil es einfach dran ist“. Eine Karriere als Fachexperte mit speziellem Aufgabengebiet wir als mögliche Alternative oft ausgeblendet.

Wenn es ein klares Ja zur Führung gibt: Warum will ich eigentlich führen? Was verspreche ich mir davon, was reizt mich dabei? Ist es, weil ich endlich mehr wirken und Einfluss nehmen kann? Oder habe ich Spaß daran, gemeinsam mit anderen Ziele zu erreichen? Oder ist es ehrlicherweise doch eher der tolle Firmenwagen und das Prestige?

Das Wollen ist die unabdingbare Voraussetzung für das Können.

KÖNNEN:

Das Können bezieht sich auf die individuellen Fähigkeiten, die man im Laufe des Lebens erworben hat. Zum einen die persönlichen Eigenschaften wie Empathie, Geduld, Kommunikationsfähigkeit und andere soft skills. Entsprechenden Eigenschaften sollte eine angehende Führungsperson bereits mitbringen – sind sie doch kaum erlernbar. Zum anderen betrifft das Können die fachlichen Kenntnisse, wie bisherige Führungserfahrung bzw. Kenntnis der wichtigsten Führungsinstrumente. Diese sogenannten hard facts lassen sich erlernen. Das Angebot an Führungsseminaren ist dementsprechend groß.

Mit der Beantwortung folgender Fragen und einem Feedback aus dem näheren Arbeitsumfeld kann man dem eigenen Können gut auf die Spur kommen: Welche persönlichen Eigenschaften qualifizieren mich für eine Führungsposition? Habe ich bereits Führungserfahrung gesammelt? Wenn ja, wo und wie ist es mir dabei ergangen und gelungen?  Wo gibt es möglicherweise noch Entwicklungsbedarf und wie könnte ich diese Lücke schließen?

DÜRFEN:

Beim Dürfen geht es um den Entscheidungs- und Handlungsrahmen, den die Führungsperson hat – also Rechte, Pflichten und Kompetenzen. Habe ich die nötigen Ressourcen und Entscheidungsspielräume um tatsächlich führen zu können?

Das klingt vielleicht erstmal paradox. Wenn eine Führungskraft ins Amt gehoben wird, scheint es ja offensichtlich zu sein, dass diese Person die Befugnis erhält. In der Praxis kann es jedoch so sein, dass jede Entscheidung von oben absegnen werden muss.  Budget oder andere Mittel stehen auch nicht zur Verfügung oder werden sogar noch gekürzt. Wie soll das gehen? Dann wird es schwierig und ein nervenaufreibender, wenn nicht sogar frustrierender Job. Führen ist eine eigenständige Aufgabe, die Arbeitszeit beansprucht und bestimmter Mitteln bedarf.

SOLLEN:

Sind alle drei Punkte – Wollen, Können, Dürfen – mit einem JA beantwortet, gibt es noch eine letzte Hürde zu nehmen: Das Sollen. Relevant, wenn man bereits in Führungsverantwortung ist. Verbunden sind damit die Fragen: Führe ich tatsächlich bzw. fülle ich meine Rolle aktiv aus? Treffe ich Entscheidungen, delegiere, kontrolliere und motiviere ich? Kommuniziere ich meine Entscheidungen und Vorhaben transparent?

Nicht jede Führungskraft füllt die damit verbundenen Aufgaben auch aus. Manche Führungspersonen scheuen sich davor Verantwortung zu übernehmen und Entscheidungen zu treffen – die Rolle wirklich anzunehmen. Als Führungsperson sollte ich mich davon verabschieden everbody´s darling sein zu wollen. In meiner Arbeit mit Führungskräften höre ich manchmal den Wunsch  „Mitglied des Teams“ zu sein bzw. zu bleiben. Vergessen Sie es! Als Führungskraft bin ich nicht mehr pares inter pari, sondern stehe vor meinen Mitarbeitern, gebe Orientierung und treffe Entscheidungen und äusser auch Kritik. Dafür werde ich bezahlt. Oft versteckt sich dahinter die Angst, Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen zu fällen, Fehler zu machen. Also angreifbar und manchmal unbequeme sein. Möglicherweise auch für meine Mitarbeiter. Klar, dass ich nicht immer von allen gemocht werde. Das ist der Preis, den diese Position unter anderem fordert. Der Lohn: Für eine klare Linie respektiert zu werden und – bei transparent Kommunikation – mein Handeln nachvollziehbar zu machen und so die Mitarbeiter dafür zu gewinnen.

Das Bearbeiten der genannten vier Aspekte und die damit verbundene Auseinandersetzung mit der eigenen Person und den äußeren Faktoren ist sehr lohnenswert. Führt sie doch zu innerer Klarheit in Bezug auf die eigene Führungsrolle und legt die Basis für eine wirkungsvolle und souveräne Leitung nach aussen. Denn wie sagt schon Friedemann Schulz von Thun: Innere Klarheit ist die Grundlage menschlicher Souveränität.