Was ist eigentlich Coaching?
Geht es Ihnen auch so? Überall springt einem das Wort „Coaching“ entgegen. Vom Hunde-Coach bis hin zum Auto- und Hair-Coaching – alles schon gelesen. Kaum ein Bereich oder Berufsstand, der nicht mit dem Zusatz „Coaching“ aufgepeppt wird. Ok, ich gebe ja zu, dass ich als Business Coach – und damit direkt „Betroffene“ – natürlich besonders auf diesen Begriff sensibilisiert bin. Dennoch hat sich in den vergangenen Jahren bei mir der Eindruck verstärkt, dass der Begriff Coaching zunehmend inflationär gebraucht bzw. missbraucht und mit den kuriosesten Begriffen verbunden wird.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Dieser Beitrag hier soll keine wissenschaftliche Abhandlung über Coaching werden und auch keine allumfassende Begriffsdefinition. Dafür gibt es den Duden, Wikipedia und zahlreiche Fachliteratur. Es ist vielmehr ein Versuch, den Begriff für Coaching-Interessierte greifbar zu machen. Und auch darzustellen, wie Coaching sich von Beratung abgrenzt. Zwei Wörter, die allzu gerne in einen Pott geworfen werden. Sprich: Das Ganze hier ist absolut subjektiv und wahrscheinlich nicht trennscharf für alle Beratungs- und Coaching Bereiche.
Gemeinsam haben Coaching und Beratung sicherlich den Anlass: Eine betroffene Person befindet sich in einer Situation, die nicht ihren Vorstellungen entspricht. Verbesserung soll her! Dabei ist es jeweils egal, ob eine oder keine Idee vorhanden ist, warum und was gerade schief läuft. Der Kunde macht sich also – je nach Thema – auf die Suche nach Unterstützung im gewünschten Bereich (bei Bewerbung z.B. eine Bewerbungsberatung, bei Finanznöten eine Finanz- oder Schuldnerberatung, beim Thema Berufsorientierung ein Business Coaching oder eine Berufsberatung). Dann setzen sich Kunde und Coach oder Berater in einem (oder mehreren persönlichen) Gesprächstermin zusammen. Im medialen Zeitalter sind natürlich auch Kommunikationswege wie E-Mail, Telefon, Skype und ähnliches möglich. Das weitere Vorgehen unterscheidet sich bei Coaching und Beratung dann schwerpunktmäßig wie folgt:
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COACHING
- Bereichsbeispiele: Business Coaching, Life Coaching, Beziehungs-Coaching, Karrierecoaching, Führungscoaching
- Anlass: Ein Coaching ist dann sinnvoll, wenn es darum geht, die eigenen Wünsche und Präferenzen herauszufinden, mögliche innere Blockaden zu beseitigen und den ganz eigenen Weg zu finden – denn auf diesem geht es sich am einfachsten.
- Coach-Rolle: Ein Coach weiss, wie man jemanden dabei unterstützt seine eigene Lösung zu finden. Im Mittelpunkt steht der Kunde mit seiner individuellen Persönlichkeit und seinen Möglichkeiten.
- Hauptarbeitsinstrument: FRAGEN stellen, Feedback (evtl. Tipp & Ideen) geben, Verhalten spiegeln u. weitere Coaching-Methoden wie z.B. Rollentraining
- Ein Coaching ist „ergebnisoffen“, d.h. zu Beginn des Coachings wird geklärt, auf welche Frage der Kunde eine Antwort sucht und was er sich als Ziel des Coachings bzw. des Arbeitsprozesses vorstellt. Was das Ergebnis des Coachings ist, wissen anfangs weder Coach noch Kunde.
- Ein Coach ist Experte für den Coaching-Prozess und die entsprechenden Methoden – nicht für den Inhalt. Die Kompetenz besteht darin, den Kunden in seinem Löungsprozess zu unterstützen.
- Der Kunde entwickelt und findet seine Lösung und nutzt die eigenen Möglichkeiten
- Ein Coaching kann nur erfolgreich sein, wenn der Kunden mitarbeitet.
- COACHING-ZIEL: Selbstklärung des Kunden, d.h. der Kunde weiß nun, was er als nächstes tun oder lassen will.
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BERATUNG
- Bereichsbeispiele: Bewerbungsberatung, Marketingberatung, Karriereberatung, Finanz-/Versicherungsberatung, Rechtsberatung
- Anlass: Eine Beratung ist dann sinnvoll, wenn es darum geht in einem bestimmten Bereich die üblichen Vorgehensweisen (Do´s & Dont´s) kennenzulernen, um dadurch ein optimales Ergebnis zu erreichen (z.B. Finanzberatung)
- Berater-Rolle: Ein Berater weiß das, was der Kunde nicht weiß, aber gerne wissen möchte. Im Mittelpunkt steht das Thema.
- Hauptarbeitsinstrument: Situations-Analysen, Strategieentwicklung, Ratschläge & Empfehlungen aussprechen
- Eine Beratung ist „ergebnisgeschlossen“, d.h. Zu Beginn der Beratung ist schon klar, WAS GENAU
das Ergebnis sein wird (bei einer Bewerbungsberatung z.B. zeitgemäße Bewerbungsunterlagen; bei einer Karriereberatung z.B. eine Strategie für die nächsten beruflichen Schritte) - Ein Berater ist Experte für den Beratungs-Inhalt also Fachexperte. Er sollte die Thematik des Kunden möglichst genau kennen, um ihn optimal beraten zu können
- Der Berater entwickelt die Lösung für den Kunden und gibt Empfehlungen ab
- Die Qualität einer Beratungsleistung ist unabhängig von der Mitarbeit des Beratungskunden.
- BERATUNGS-ZIEL: Vorgehensstrategie & Empfehlung
Wie man sieht, sind die Unterschiede doch zahlreich und an sich recht konkret. Selbstverständlich kann es auch Mischformen geben, wie z.B. beim Thema Berufsorientierung. Hier können sich Coaching und Beratung ideal ergänzen. So ist es absolut wichtig, erstmal mit dem Kunden zu erarbeiten, was er oder sie eigentlich will, was Spaß macht und welche Themen und Tätigkeiten interessieren – also Coaching mäßig zu arbeiten und dem Kunden zu helfen, sich selbst über die relevanten Punkte klar zu werden. Der beratende Anteil kann dann dazukommen, wenn man beispielsweise anhand von einer erstellten Stärken-Schwächen-Analyse dem Kunden bestimmte Tätigkeitsbereiche vorschlägt und weitere Vorgehensschritte empfiehlt. Dann hat man sozusagen das Beste aus zwei Welten.
Und um die Kirche im Dorf zu lassen: Wie auch immer man das „Kind“ nun nennt und wofür Sie sich als Kunde entscheiden. Zwei wichtige Erfolgsfaktoren sind:
- Dass Sie sich mit Ihrem Gegenüber wohlfühlen (bei einem Coaching absolute Erfolgs-Voraussetzung!)
- Dass Sie sich überhaupt auf den Weg machen
… denn Erfolg hat drei Buchstaben: TUN!